Iran Business Forum Hamburg

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Iran Business Forum Hamburg

Iran Business Forum 22.11.2010

Between Embargo and Future - Business Network on the move - Iran Business Forum, Hamburg

Investment - Cooperation - Peaceful Developments
Doing Business in Iran today
Tabriz, Hauptstadt der Provinz, steht derzeit im doppelten Fokus der deutschen Öffentlichkeit, nachdem 2 Journalisten des Springer-Konzerns dort wegen des Verstoßes gegen die nationalen Visabestimmungen und, folgt man wiederum den Entsendern, "des Verdachts auf Spionage" inhaftiert wurden. Der "Spionageverdacht" scheint von der iranischen Seite selbst nicht erhoben zu werden. Folgt man den "Zwischentönen", steht im Zentrum der Ermittlungen der Vorhalt der Verbindung mit einer vom Iran als "terroristisch" eingestuften Gruppierung von Exil-Iranern. Der Springer Konzern hat es bisher scheinbar nicht für erforderlich gehalten, den Inhaftierten anwaltliche Unterstützung zukommen zu lassen. Scheinbar beschränkt man sich im Hause Springer auf eine Doppelstrategie: Einerseits wird in den hauseigenen Medien ein Forderungskatalog an die iranischen Behörden publiziert, anderseits sollen "Entschuldigungsschreiben" versandt worden sein. Auffällig ist, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck aufrechterhalten wird, politische Entscheidungsträger würden vor dem Abschluss von Ermittlungen auf ein Ermittlungsverfahren Einfluss nehmen können. Wie fatal diese Fehleinschätzung ist, ist aus einem weithin bekannten Fall einer vermeintlichen Vergewaltigung durch einen deutschen Jugendlichen in der Türkei bekannt. Die Iraner werden sich sicher an den Gepflogenheiten der deutschen Justiz orientieren. Die haben, so aktuelle Beispiele, wiederholt unbescholtene iranische Bürger aufgrund von angeblichen Außenwirtschaftsvergehen über 8 Monate inhaftiert oder sogar in die USA abgeschoben, obwohl sich die Vorwürfe im Ergebnis nicht bestätigten. Verstöße gegen Visabestimmungen allein würden in Deutschland ausreichen, ein Strafverfahren gegen den Reisenden bzw. den Einladenden einzuleiten und die Betreffenden, sollten sie nicht in Deutschland ansässig sein, auf Monate in Haft nehmen, bis eine Sachentscheidung eines Gerichts erwartet werden kann. Diese Handhabe wird auch der Iran an den Tag legen. Es wird also noch dauern. Warum den Mitarbeitern die Unterstützung des Arbeitgebers verweigert wird oder diese aber so vertraulich ist, dass niemand etwas von ihr mitbekommt, blieb ein offener Diskussionspunkt in einer Fragerunde, die kein Thema aussparte. Einer ausdrücklichen Einladung der Veranstalter zum Gespräch auch über dieses Thema folgten bis auf wenige Ausnahmen übrigens weder "Politiker" noch "Medienvertreter", was angesichts des medialen Klärungsbedürfnisses kaum nachvollziehbar ist. Ausgespart wurden weder das die deutsche Öffentlichkeit interessierende Thema noch die Frage, welche weiteren Entwicklungen in Bezug auf die Region infrage stehen.

Mit großem Zuspruch wurden die Beiträge iranischer Unternehmerinnen aufgenommen, die sich ausdrücklich im Bereich der Frauenförderung mit dem Ziel beschäftigen, junge Unternehmerinnen zu einem internationalen Engagement zu ermutigen. Dennoch: Die Ausgangsbedingungen sind angespannt und die Frage steht zur Entscheidung, ob die Aufgabenstellung "Entspannung" oder aber "Eskalation" ist. Die Auffassung der anwesenden Wirtschaftsvertreter war eindeutig: Es schlägt in Krisenzeiten die Stunde der Unternehmen. Nur sie tragen tatsächlich höchstpersönlich Verantwortung, das wirtschaftliche Risiko und nicht selten auch die Lasten der Politik und nur sie gewährleisten im ureigensten Interesse eine moderate Entwicklung der Zukunft. Demzufolge müssen auch die Unternehmen in dieser sicher kurzen Phase in Verantwortung handeln. Unter den Teilnehmern des Wirtschaftstages befanden sich auffällig viele junge iranische Unternehmer und sogar einige Israelis aus London, die zum Ausdruck brachten, dass die junge Unternehmer sowohl ein Interesse am Dialog als auch an einer friedlichen Entwicklung in der Region haben.

Die Verschärfung der Embargo-Regelungen durch die EU gegenüber dem Iran zeigt Wirkung. Allerdings nach wie vor nicht wirklich negativ auf den Iran. Der Rückzug europäischer Großkonzerne, die sich im Gegensatz zur über Dubai agierenden Konkurrenz aus den USA im direkten Iran-Geschäft zurückhalten und allenfalls über Tochterfirmen in Russland und Indien mittelbar agieren, fördert das Engagement asiatischer, südamerikanischer Unternehmen und solcher des europäischen Mittelstands und der Länder, die bisher keine wesentliche Position im Iran aufbauen konnten wie Italien, Norwegen oder Finnland. Vor allem der deutsche Mittelstand profitiert. Allein in der ersten Jahreshälfte 2010 wuchsen die Exporte in Richtung Iran um beachtliche 14%. In Euro-Zahlen ausgedrückt geht es um Milliarden. Noch sehr viel mehr Milliarden wandern aber in die Kassen der Wettbewerber, die in Asien ansässig sind und für das weltwirtschaftliche Gleichgewicht die wesentliche Verantwortung übernommen haben.

Die Veranstalter gehen davon aus, dass die Veranstaltung eine hochkarätige Plattform zu aktuellen Fragen des Iran-Geschäfts wird. Siehe auch unter "Embargomaßnahmen 2010 verschärft".

Die Veranstaltung verdeutlichte einerseits die Verschiebung der wirtschaftlichen Gewichte in Richtung Asien, andererseits die durch das Embargo spürbare Belastung der traditionell guten und mit 100 Jahren gewachsenen deutsch-iranischen Beziehungen, die zunehmend selbst für lange in Europa lebende Iraner als persönliche Belastung empfunden wird. China, die Türkei, Brasilien und Russland sind derzeit neben Indien die Schwergewichte, die die Wirtschaftsbeziehungen zum Iran erkennbar prägen. So entsteht auf der Achse Indien, Iran, Türkei und Russland derzeit scheinbar eine "strategische Parallelstruktur" entlang der Grenze zu Europa, die sowohl Rohstoffe, Verkehrsinfrastruktur als auch Handelswege umfasst. Spürbar ist auch ein starkes Auftreten skandinavischer Unternehmen in der Region, deren strategische Bedeutung an sich vor allem für Westeuropa erheblich war.

Die Bereitschaft, die traditionellen Bindungen zu erhalten, unterstrichen alle Redner der hochkarätig besetzten Veranstaltung, zu der u.a. auch Vorstände der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer, Vertreter von Industrieverbänden und Beauftragte für den Iran und das internationale Geschäft des Bundesverbands der Mittelständischen Wirtschaft sprachen. Auffällig und "neu" war überdies, dass iranische Regionen sowohl das Thema "Investment Promotion" als auch "internationale Kooperation" aktiv aufgriffen und für ihre Regionen warben. Lange Zeit hat sich der Iran insoweit eher verschlossen und eine eher passive Wirtschaftspolitik im Ausland betrieben.

Die Veranstaltung endete mit einer Einladung des Gouverneurs Alireza Beyghi an die Teilnehmer, 2011 den Norden des Iran zu besuchen, um die Entwicklung der Region genauer kennen zu lernen und den in Hamburg begonnenen Dialog im Iran forttzsetzen. Würde es nach dem Gouverneur gehen, würde 2011 auch eine direkte Flugverbindung zwischen Hamburg und Tabriz eröffnet. Das Potenzial ist vorhanden. Die Planungen für eine "Business Misision to Iran 2011" laufen. An einer Teilnahme an der Delegationsreise interessierte Unternehmen oder Entscheidungsträger, die im Mair oder Juni aller Voraussicht nach Tehran und Tabriz führen wird, können sich gerne via email informieren: Berlin@Germanglobaltrade.de